Bildung ist nicht teilbar

Pressemitteilung vom 24.08.2011 des deutschen Bibliotheksverbands e.V. und der Gesellschaft zur Förderung der Volkshochschulen in Berlin e.V.

Bildung ist nicht teilbar

Berliner Bibliotheken und Volkshochschulen stehen mangels Fachpersonal vor erheblichen Leistungseinschränkungen

Obwohl die Bildung in Berlin über alle Berliner Parteien hinweg als Aufgabe mit hoher Priorität gesehen wird, droht jetzt Gefahr, dass die Bürgerinnen und Bürger zukünftig immer häufiger vor verschlossenen Bibliothekstüren stehen oder in den Volkshochschulen bald ganze Programmbereiche wegfallen müssen, wenn nicht sofort gehandelt wird.

Beide Bildungseinrichtungen erleben einen dramatischen, altersbedingten Abgang von Fachpersonal, ohne dass dieser durch Einstellungen aufgefangen werden kann. Und diese Entwicklung setzt sich fort.

Bibliotheken und Volkshochschulen sind als sekundäre Bildungseinrichtungen wesentliche Träger und Garanten des lebenslangen Lernens. Ihre Leistungen werden immer stärker nachgefragt. Beide Institutionen stehen für Integration und Inklusion, chancengleichen Zugang zu Bildung und kulturelle Teilhabe. Sie sind für Berlin damit unverzichtbar. Mit ihren gemeinsamen Stärken teilen Sie jedoch auch die gleichen Problemlagen.

So gehen schon bis zum Jahr 2016 in den Stadtbibliotheken über 124 der 666 Beschäftigten in den Ruhestand, in den Volkshochschulen scheiden von derzeit 165 Beschäftigten über 36 aus. Das entspricht einem Anteil von 19% des bibliothekarischen Personals, 31,8% des pädagogischen VHS Fachpersonals und 14,5% des VHS-Servicepersonals.

Ohne adäquate Nachbesetzung durch geeignetes Fachpersonal bleibt jeder fünfte Arbeitsplatz in den Stadtbibliotheken und Volkshochschulen unbesetzt. Der für die Bezirke geltende Einstellungskorridor reicht bei weitem nicht aus, um diesen Bedarf künftig decken zu können. Dies hat eine Analyse der Direktorinnen und Direktoren der Berliner Volkshochschulen mit den Leiterinnen und Leitern der Berliner Öffentlichen Bibliotheken ergeben.

In einem gemeinsamen Positionspapier warnen sie vor einem personellen Ausbluten der Einrichtungen. Die Folge davon wären Leistungs- und Angebotseinschränkungen in den Einrichtungen. Dies wäre insbesondere für die über 460.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Maßnahmen zur Sprach- und Leseförderung in den Stadtbibliotheken und für die in den Volkshochschulen realisierten Integrationskurse, die in 2010 mit über 274.000 Unterrichtseinheiten extrem nachgefragt waren, ein katastrophaler
Verlust.

Der Landesverband Berlin im Deutschen Bibliotheksverband e.V. (dbv) und die Gesellschaft zur Förderung der Volkshochschulen in Berlin e.V. fordern daher, die Stadtbibliotheken und Volkshochschulen in die aktuelle bildungspolitische Debatte einzubeziehen.

„Bildung ist nicht teilbar“ sind sich die Vorsitzenden der beiden Verbände, Alfred-Mario Molter und Andreas Statzkowski einig. Die Ausnahme von den Sparmaßnahmen für das Personal, die für die Schulen gilt, muß auch für die außerschulischen Bildungseinrichtungen wie Volkshochschule und Stadtbibliotheken gelten. Hier darf es keinen Unterschied geben. Beide wünschen sich mehr Ehrlichkeit in der Personalpolitik.

„Es reicht nicht, Stellen im Haushalt auszuweisen, wenn kein geeignetes Fachpersonal auf vakante Positionen eingestellt werden darf. Was die Stadtbibliotheken und Volkshochschulen brauchen ist ein fachspezifischer Einstellungskorridor“.

Es geht also nicht um mehr Geld und mehr Personal, sondern um die Sicherung der Fachlichkeit auf dem bestehenden Niveau. Findet Berlin auf dieses Problem keine passende Antwort, wird das Angebot der Bibliotheken und Volkshochschulen bald nur noch eingeschränkt möglich sein. Das Nachsehen haben dann die Bürgerinnen und Bürger.

Kontakt Landesverband Berlin im Deutschen Bibliotheksverband e.V.:

Alfred-Mario Molter, Vorsitzender,
Tel.: 6455925,
E-Mail: ammolter@ammolter.de

Stefan Rogge, Geschäftsführender Vors.,
Mobil: 01520 1596197,
E-Mail: stefan.rogge@ba-mitte.verwalt-berlin.de

Mehr Informationen:
Bibliotheksverband, Landesverband Berlin

Kontakt Gesellschaft zur Förderung der Volkshochschulen in Berlin e.V.:

Andreas Statzkowski, Vorsitzender,
Tel.:3699 2677,
Mobil: 0151 11504847,
E-Mail: andreas.statzkowski@web.de

Mehr Informationen:
Gesellschaft zur Förderung der Volkshochschulen in Berlin e.V.

Dateien: Pressemitteilung Bildung (PDF 109 K)